Mit dem Ziel, den Menschen ein Spiegelbild vom Denken und Schaffen der Generationen vor uns zu vermitteln und der Jugend die Gelegenheit zu geben, die Vergangenheit nachzuempfinden, wurde am 22.10.1982 das erste Heimatmuseum im ehemaligen Rathaus im Ortsteil Leopoldshafen eingeweiht.
Zum Historischen Stammtisch ist jeder herzlich eingeladen.
Am 1. Donnerstag im Monat. Termine
Die beiden Museen
sind an Sonntagen von 11.00 - 16.00 Uhr geöffnet, außer am Oster- und Pfingstsonntag und an Weihnachten.
Die Museen mussten wegen Corona im März 2020 geschlossen werden. Mittlerweile haben beide Häuser wieder geöffnet.
Zu besonderen Anlässen möchten wir Sie herzlich einladen:
Die Sonderausstellung 2020 wurde um ein Jahr verlängert bis Ende November 2021. Führungen können über die Gemeindearchivarin Katrin Kranich oder Wolfgang Knobloch vereinbart werden.
Bezüglich Sonderführungen auf der Museumsfähre Sophie im Alten Hafen wenden Sie sich bitte an
Wilfried Jahraus 07247 208677.
Ortsgeschichte verbindet. Die Erinnerung an die Vergangenheit ist das Fundament für die Gestaltung der Zukunft.
Unser ehrenamtlicher Museumsleiter Wolfgang Knobloch hat seit über 35 Jahren mit viel Fleiß und Sachverstand alljährlich interessante Sonderausstellungen im Heimatmuseum veranstaltet, Begleittexte dazu verfasst und gleichzeitig den Bestand an Exponaten kontinuierlich erweitert. Seine Ehefrau Otti Knobloch hat ihn hierbei nicht nur tatkräftig unterstützt, sondern auch Begleitprogramme initiiert und organisiert wie Vorträge, Besichtigungen, Lesungen u.v.m.. Sie halten das Interesse unserer Stammbesucher an "ihrem" Museum wach und sprechen mit dem breiten Themenspektrum neue Besuchergruppen an.
Der Zeitaufwand für die Vorbereitung und Gestaltung einer Ausstellung ist je nach Thema unterschiedlich, dürfte aber im Mittel zwischen 300 bis 400 Arbeitsstunden betragen.
2016 Der Weg ins Wirtschaftswunder. Von Trizonesien zur Bundesrepublik und zur DDR
2015 Der Zweite Weltkrieg 1939-1945. Ende, Zusammenbruch, Teilung, Neubeginn
Wolfgang Knobloch entwickelte Mitte der 1950er Jahre ein ausgeprägtes historisches Interesse und begann frühzeitig mit seiner Sammeltätigkeit. Der Einstieg in die Materie begann 1959/60 mit dem Sammeln von Fossilien und Artefakten aus den Kiesgruben und volkskundlichem Material aus dem Ort und der näheren Umgebung. Über die Bodenfunde erste Kontakte mit dem Denkmalamt, Landesmuseum und Naturkundemuseum.
Ausbildung zum Archäologischen Restaurator am
Römisch-Germanischen Museum in Mainz, ein Forschungsinstitut der Universität
Mainz.
Grabungspraktikum auf der Großgrabung Wikingersiedlung Haithabu in
Schleswig-Holstein.
Danach ab 1970 zwei Jahre als Technischer
Konservator beim Landesdenkmalamt in Karlsruhe mit Ausgrabungstätigkeit im
Landkreis, vor allem in der Region Tauberbischofsheim.
1972 Wechsel zum
Badischen Landesmuseum in Karlsruhe als Fachrestaurator für den Archäologischen
Bereich.
Weiterbildung in den Bereichen Klassische Archäologie, Kunsthandwerk
und Volkskunde.
Ab 1983 Leiter der Abteilung "Konservierung,
Restaurierung, Technische Dienste und Ausstellungswesen" bis zum Eintritt
in den Rentenstand 2011.
Daneben war er maßgeblich an Konzeption und Einrichtung des 1982 eröffneten und 1990 mit einem Förderpreis ausgezeichneten Heimatmuseums Leopoldshafen beteiligt, für das er außerdem große Teile seiner eigenen Sammlung einbrachte.
Im Rahmen der ehrenamtlichen Museumsleitung erarbeitete er seither jedes Jahr eine historische oder kulturgeschichtliche Sonderausstellung, zu denen er z.T. umfangreiche Begleittexte schrieb. Ab 1989 organisierte er zusammen mit seiner Ehefrau Ottilie mehrfach aktuelle Vortragsreihen – so etwa anlässlich der Wiedervereinigung mit Referenten aus dem jeweiligen „neuen“ Bundesland.
Der jährliche Zeitaufwand für die Museen, Museumsarbeit und Restaurierungsarbeiten schlägt mit ca. 800 Stunden bei Wolfgang Knobloch zu Buche.
Das zwischen 1720 und 1730 erbaute Museumsgebäude steht unter Denkmalschutz und dürfte
in seiner Art einzigartig in der Unteren Hardt sein.
Der Gebäudekomplex des
Heimatmuseums besteht aus dem Haupthaus, einem Nebengebäude, einem kleinen
Schuppen und einem geschlossenen Hof. Der früher im Hof gezeigte Pumpbrunnen
ist an seinem angestammten Platz vor dem Haupthaus wiederaufgebaut worden.
Im Erdgeschoss des
Haupthauses entstand die Rekonstruktion einer Wohnung, bestehend aus Wohn- und
Schlafstube, Küche und Vorratskammer, deren Einrichtung der Zeit um 1900
entspricht. Ebenfalls im Erdgeschoss, jedoch mit Zugang von der
Hofseite, befindet sich eine kleine Wagnerei mit einer sehr seltenen
Radmaschine. Die Werkstatt ist ein Hinweis auf die soziale Lage der
Hardtbauern, die in den meisten Fällen nicht von der Landwirtschaft alleine
leben konnten, sondern als Handwerker u. a. hinzuverdienen mussten.
Das Obergeschoss ist der allgemeinen Entwicklung von Eggenstein und Leopoldshafen bis in die neueste Zeit anhand von Dokumenten, Plänen, Karten, Bodenfunden und Sachobjekten gewidmet.
Im Dachgeschoss (Speicher) werden, geordnet nach Sach- und Funktionsgruppen, Werkzeuge und Geräte aus Hauswirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sowie Handwerke ausgestellt.
Das Nebengebäude beherbergt
alle für "Stall und Scheune" typischen Gerätschaften, z.B. Wagen,
Pflüge, Häcksel- und Foltermaschinen usw. Im kleinen offenen Schuppen sind
Fischereigeräte (Nachen, Netze, Reusen) zu besichtigen.
Mit der Verleihung eines Förderpreises durch den Arbeitskreis „Heimatpflege Nordbaden“ im Rahmen des Wettbewerbs „Vorbildliches Heimatmuseum“ im Regierungsbezirk Karlsruhe im September 1990 wurde das Museum in dieser einzigartigen Art gewürdigt.
Nikolaustag
am ersten Wochenende im Dezember Leopoldstraße 12
Eines der bedeutendsten Ausstellungsstücke ist das 1812 in Leopoldshafen entstandene Modell eines Rheinfrachtschiffes.
"Dorstensche Aak" älterer Bauweise, verwandt der "Keulschen Aak". Schiffstyp vom Niederrhein, der ab dem Ende des 18. Jahrhunderts bis max. nach Straßburg getreidelt wurde. Das Modell wurde während der winterbedingten Liegezeit im Leopoldshafener Hafen 1810 auf 1811 vom Schiffsmann Sebastian Zeller angefertigt und seinen Wirtsleuten geschenkt, der Leopoldshafener Kaufmannsfamilie Vomberg.
Das Heimatmuseum
Das Heimatmuseum der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen ist seit 1980 im ehemaligen Rathaus der Gemeinde Leopoldshafen eingerichtet. Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte und wie die bei umbaubedingten Ausschachtungsarbeiten im Gebäude-Inneren gefundenen Brandschichten beweisen, gab es wohl zwei Vorgängerbauten, die evtl. im Dreißigjährigen Krieg und beim Abzug der französischen Truppen 1689 teilweise zerstört wurden.
Die auf der Straßenseite noch in ursprünglicher Länge erhaltenen - früher offenen - Bogenkonstruktionen des Fachwerks deuten auf eine frühere Bauphase im 16. Jahrhundert hin. Bis zu Renovierung des Gebäudes zu musealen Zwecken blieb die "Halle" im Erdgeschoß offen.
Die Vorgängerbauten dienten nicht als Rathaus - die Gemeinde Schreck wurde erst im Jahre 1762 von Eggenstein unabhängig -, sondern als markgräfliche Zoll- und Amtshäuser. Hier amtete der Zollaufseher und die für den Hafen, die Schifffahrt- und die Flößerei-Aufsicht zuständigen markgräflichen Beamten.
Das Gebäude erhielt sein heutiges Aussehen beim Wiederaufbau 1721, wie eine Inschrift am Eckbalken des Hauses beweist. Damals hatte man den Baukörper um fast ein Drittel verlängert, was an den hohen Fundament-Mauern bis heute sichtbar ist. Im Erdgeschoß des Hauses findet sich die Rekonstruktion einer bäuerlichen Wohnung aus der Zeit um 1890 mit Stube, Küche und Vorratskammer. Im Obergeschoß sind in drei Räumen in zahlreichen Vitrinen Fossilien aus den örtlichen Kiesgruben, aber auch Siedlungsfunde aus der Stein- und Bronzezeit, der römischen Besiedlungsphase, der Völkerwanderungszeit und dem frühen Mittelalter ausgestellt.
Die Zeitreise lässt sich in weiteren Vitrinen mit Objekten des 16., 17., 18. und 19. Jahrhunderts bis in die Neuzeit fortsetzen. Hier finden auch jährlich wechselnde Themenausstellungen zur Zeit- und Ortsgeschichte statt. Im Dachgeschoß sind landwirtschaftliche und handwerkliche Werkzeuge und Geräte ausgestellt und zahlreiche Objekte zur Textilverarbeitung vom Flachsrechen bis zum Webstuhl weisen auf die frühere Bedeutung des Flachsanbaus in unserer Gegend hin. Pferde- und Kuhgeschirre sind anschaulich an Flachmodellen von Tierköpfen montiert und auch Schubkarre und Schallkarch, die Transportwägen des kleinen Mannes, sind in der Ausstellung integriert.
Die originale Rathausuhr aus dem 18. Jahrhundert wie auch das alte mechanische Uhrwerk aus der Leopoldshafener evangelischen Kirche und die heute noch im Rathaustürmchen aufgehängte Feuerglocke deuten auf die ehemals tonangebende Funktion des Gebäudes hin.
An die zusätzliche Nutzung des Hauses als Schulgebäude vom 18. bis ins 20. Jahrhundert erinnern hier eine alte Schulbank und diverse Schlittenmodelle weisen auf frühere Winterfreuden hin.
Im Nebengebäude, dem ehemaligen Feuerwehrgerätehaus, sind landwirtschaftliche Großgeräte, wie diverse Pflugmodelle, Eggen, Kasten- und Heuwägen untergebracht. In den im Hof erbauten Schopf erinnern ein großer Fischernachen, Reusen, Netze und Fischkästen und ein Fasswagen an die Bedeutung der Fischerei für die am Rhein liegenden Dörfer.
Ein Abort - ein Klohäuschen -und eine Güllepumpe im Hof, wie sie früher neben jedem Misthaufen zu finden war, weist auf die früher üblichen hygienischen Zustände hin.
von
Wolfgang Knobloch
Die Gierfähre, welche
als Museumsfähre Sophie im Alten Hafen liegt, war von 1978 bis Mai 2011 in Zwingenberg am
Neckar im Einsatz. Da sie durch eine Brücke ersetzt wurde, wollte die
Gemeinde Zwingenberg sie
verkaufen, fand aber keinen Käufer.
Jürgen Ehrmann, Hauptamtsleiter unserer
Gemeinde, sah in der Abendschau den SWR-Beitrag und hatte die Idee die Fähre zu
erwerben. Die Zwingenberger Fähre ist baugleich mit der Fähre, mit welcher man bei
uns bis in die 1960ger Jahre den Rhein von Leopoldshafen nach Leimersheim überqueren
konnte. Für einen symbolischen
Preis von 1 € konnte die Fähre vor der Verschrottung gerettet werden. Der Transport
war spektakulär. Die Firma Krieger verschifft mehrmals wöchentlich Kies aus dem
Schmugglermeer über Rhein und Neckar. Auf dem Rückweg brachte ein Kiesschiff in seinem Bauch die
Fähre mit. Sie wurde an der Hafenmündung zum Rhein mit einem Kran ausgeladen
und mit einem Motorboot in den Hafen geschoben.
Die Mitglieder der AG
Ortsgeschichte, Bruno Elsässer, Manfred Gegenheimer, Karl Heinz Erndwein und
Wilfried Jahraus, haben die Fähre in mehr als 600 Arbeitsstunden von Grund auf
restauriert und betreuen diese bis heute.
Die Fähre erhielt 2012 bei
der Einweihung den Namen „Sophie“ nach der Gemahlin des Großherzogs Leopold von
Baden, dem Namenspatron von Leopoldshafen.
Sie ist eine Wagenkettenfähre und 23
m lang und 6 m breit. Die Kettenrolle wird pneumatisch angetrieben. Die
Druckluft dafür wird durch einen 14 KW Dieselmotor erzeugt. Die Tragfähigkeit
beträgt 15 t. Anzahl der Fahrgäste 45 Personen.
Nun liegt sie als kulturhistorisch
bedeutsames Exponat idyllisch im Alten Hafen, ist Station auf einem unseren
PAMINA-Rundwege und beliebtes Ziel für Ausflüge, auch Gottesdienste haben auf
ihr schon stattgefunden. Bei Führungen berichtet Wilfried Jahraus von der
Agendagruppe Ortsgeschichte über die ruhmreiche Vergangenheit, in welcher man von
Leopoldshafen bis nach London fahren konnte.
Wilfried Jahraus
Sprecher der AG OG
organisiert gerne Führungen.
Das Heimathaus
Bei dem um 1600 erbauten Fachwerkhaus handelt es sich wahrscheinlich um das Wohnhaus eines Fischers, der hier direkt am Abhang zum Tiefgestade sein Anwesen mit kleiner Scheune und Stallung sowie einem Holzschopf erbaut hatte.
Das Haus könnte während des Dreißigjährigen Krieges oder 1689 durch Brand beschädigt und dann wieder aufgestockt worden sein, wie die zwei horizontalen Querversteifungen des Fachwerks im Obergeschoß vermuten lassen.
Die Gemeindeverwaltung hat das Anwesen im Jahr 2012 erworben und 2014 die Fenster erneuern und die Scheune neu eindecken lassen. Alle Sanierungsarbeiten im Inneren, wie z. B. den Rückbau, das Neuverlegen der Holzfußböden, die Verputz- und Malerarbeiten, vor allem aber die aufwendige Renovierung des Stallbereiches in der Scheune erfolgten dann in ehrenamtlicher Arbeit.
Bis heute ist diese Gruppe von Senioren in Haus und Hof aktiv und führte im Jahre 2021 die Dachisolierung der Scheune durch.
Im ehemaligen Wohnhaus entstand unter tätiger Mithilfe der HOG Siwatz e.V. Eggenstein die Rekonstruktion einer donauschwäbischen Küche, die Teilrekonstruktion einer Stube und eine Großvitrine mit Trachten und Sachobjekten zur Geschichte des ehemaligen Heimatortes vieler in Eggenstein sesshafter Heimatvertriebener und Flüchtlingen.
Auch die Themen-Auswanderung
von Ortsbürgern nach Russland und Amerika werden hier kurz erwähnt.
Thematisch
gehört dazu die in der ehemaligen Waschküche des Anwesens entstandene
Rekonstruktion einer Notunterkunft, wie sie in den ehemaligen Barackenlagern
des Reichsarbeitsdienstes ab 1946 zur Erstaufnahme von Heimatvertriebenen und
Flüchtlingen benutzt wurde. Eine große Zahl von "Notprodukten" zeugt
vom Ideenreichtum der fast mittellosen Neubürger, die sich mit der Herstellung
von Gebrauchsgeräten und nicht ganz legalen Tabakprodukten über Wasser halten
mussten.
Im Obergeschoß des Hauptgebäudes geht es neben einer kleinen Übersicht über die archäologischen Funde aus unserer Gemeinde vor allem um die Darstellung der Entwicklung der Gesamtgemeinde von einer bäuerlich-handwerklich geprägten Arbeitswelt zu einer sich im Laufe des 19. Jahrhunderts stetig entwickelnden Industrialisierung der Stadt Karlsruhe und der stadtnahen Gemeinden. Vor allem die Ziegeleien und der wichtige Hafen in Schreck/ Leopoldshafen spielten für die wirtschaftliche Entwicklung Eggensteins eine große Rolle. Ziegeleibesitzer, wie z. B. der Bürgermeister und spätere Landtagsabgeordnete Ludwig Neck, erbauten die ersten "Villen" im Dorf und pflegten eine fast großbürgerliche Lebensweise.
In der ehemaligen Scheune und Stallung fanden an über zwanzig Einzelstationen Werkzeuge, Geräte, Maschinen und Produkte der früher im Dorf ansässigen Handwerksbetriebe, Bäckereien und Gastwirtschaften ihren Platz. Eine besondere Stelle nimmt dabei die von dem Eggensteiner Wagner Friedrich Heyl erfundene und sogar patentierte und nur noch in einem Exemplar komplett erhaltene Radmaschine ein.
Wolfgang Knobloch
Die Gemeinde
hat 2012 das letzte noch umfassend erhaltene Fachwerkhaus in Eggenstein erworben, nachdem Bürgermeister Stober bei einem Abendspaziergang zufällig gesehen hat, dass es zum Verkauf steht.
Der Standort am Ankerberg 8 hat einen besonderen
geschichtlichen Hintergrund, denn es handelt sich um die wahrscheinlich älteste Verbindung zwischen Hoch- und Tiefgestade, die seit
der Römerzeit genutzt wurde.
Ein kulturhistorisches Kleinod ist mit viel ehrenamtlichem Engagement entstanden und der Bevölkerung
zugänglich gemacht. Dieses historische Gebäude ergänzt das
Heimatmuseum und die Fähre Sophie im Alten Hafen und präsentiert die Ortsgeschichte in weiteren
Facetten.
Das Heimathaus sollte kein zweites Heimatmuseum werden,
sondern eigene thematische Schwerpunkte vermitteln. Da in Leopoldshafen - bedingt
durch den ehemals bedeutenden Hafen - der Fokus auf dem Rhein (Rheinübergänge,
Schifffahrt, Handel...) liegt und außerdem die Vor- und Frühgeschichte mit
bedeutenden archäologischen Funden vor allem dort präsentiert wird, konnten im
Heimathaus ergänzende Gesichtspunkte wie Flucht,
Vertreibung, Migration, Aus- und Rückwanderung (Amerikasiedler, deutsche
Ostsiedlung und ihr Ende) sowie Eggensteiner
Ortsgeschichte u.a. anhand von Darstellungen der dörflichen Handwerke
behandelt werden.
Die Ende der 1950er Jahre angebaute ehemalige Waschküche soll die
beengten Verhältnisse in den Notunterkünften der nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs aus ihrer Heimat vertriebenen deutschen Flüchtlinge
veranschaulichen.
Im nicht öffentlich zugänglichen Spitzgiebel des Haupthauses
befindet sich der umfangreiche Bücherbestand der Gemeindemuseen, der nach
Absprache gerne genutzt werden kann.
Budget: 180.000 €, verteilt über drei Jahre.
Dank
intensivem ehrenamtlichem Engagement (mehrere tausend Stunden seit Baubeginn!)
konnte der Kostenrahmen nicht nur eingehalten werden – es ließen sich sogar
Extras wie neue Fenster im Haupthaus, ein Geräteschuppen und die Umgestaltung
des Hofes finanzieren. So veranschaulicht das Heimathaus nicht nur die Ortsgeschichte, sondern steht als Symbol für gelebtes bürgerschaftliches Engagement.
Einweihung Scheune
30 Wochen und mehr als 2.000 Stunden haben
sie seit der Einweihung des Hauptgebäudes im September 2015 geackert. Vom Bautrupp ist die Rede.
„Zu Hause ist viel liegengeblieben, besonders in den letzten Wochen“, informiert Manfred Stern aus Eggenstein bei seinem kurzen Bericht zum Verlauf der Bauarbeiten. Bürgermeister Stober zeigte sich in seiner Ansprache so begeistert von dem „Bautrupp“, wie sie sich selbst bezeichnen, dass er die ganze Mannschaft zu sich nach Hause eingeladen hat, um sie persönlich zu bekochen. Dass aus einem der ältesten Fachwerkhäuser bei uns (Anno 1618), in so kurzer Zeit ein historisches Kleinod entstehen kann, hätte er sich nicht vorstellen können.
Die zahlreichen Besucher konnten sich am 17.04.2016 bei der Einweihung von der Geschicklichkeit des Umbauteams überzeugen. Bemerkenswert ist, dass nur die Firmen Linder & Aulenbach, Dachdecker Müller, Architekt und Statiker beim Scheunenumbau beschäftigt wurden. Alles andere erfolgte ehrenamtlich. So steht das Heimathaus nicht nur für die Geschichte unseres Ortes, sondern ist auch ein Symbol des hohen ehrenamtlichen Engagements in unserer Gemeinde, auf welches wir alle sehr stolz sind.
Nicht nur die Wände und Decken erstrahlen in
frischem Weiß, alles ist mit Liebe hergerichtet und die Exponate sind mit
Schienen- und Seilsystem aufwendig ins „richtige Licht“ gerückt.
Wolfgang
Knobloch wird nicht müde, zu beteuern wie prima der Trupp zusammengearbeitet
hat. Wobei er selbst intensiv mitgewirkt hat und letztlich lag es an ihm, seine
Konzeption der Ausstellung professionell umzusetzen. Was ihm sehr gut gelungen
ist und wofür er viel Lob erntete.
Die Einweihung der Scheune wurde zwar wie auch schon beim Haupthaus vom Wettergott getauft, dennoch gab es viel Gelächter unter den Besuchern, die sich bei beschwingter Musik durch das Akkordeonorchester Neureut und leckeren Paprikawürsten der Heimatortsgemeinschaft Siwatz intensiv über die neue Ausstellung austauschten.
„Als
nächstes wird der Außenbereich neu gestaltet und Details der Ausstellung
optimiert“ informiert Jürgen Ehrmann, der im Rathaus für das Projekt
verantwortlich ist.
An dieser Stelle danken wir sehr herzlich den Bürgerinnen und Bürgern, die sich aufgrund der Suchaufrufe im Amtsblatt und der BNN gemeldet haben und die Ausstellung mit Exponaten bereichert haben.
v.l.n.r. Helmut Mangold, Kurt Kiefer, Siegfried Stutz, Wolfgang Knobloch,
hinten: Dieter Fuchs, Manfred Stern (Egg)
vorne: Helmut Lang, Hans-Jürgen Schönthaler, Hans-Dieter Holstein.
Einweihung Heimathaus – Geheimnis gelüftet
Zeitgleich mit der Einweihung des ersten Abschnittes des Heimathauses konnte das Rätsel um das Alter unseres Heimathauses gelöst werden. „Wir haben es zwar noch nicht schwarz auf weiß, aber mündlich vom Fachmann“ informiert Jürgen Ehrmann, als Leiter des Hauptamtes verantwortlich für das Projekt Heimathaus. Wolfgang Knobloch und der auf denkmalgeschützte Gebäude spezialisierte Architekt Bernd Säubert hatten von Anbeginn den Verdacht, dass das Heimathaus älter sein muss als vom Denkmalamt bisher angenommen. Das Denkmalamt schätzte um das 18. Jahrhundert und die Analyse der entnommenen Holzprobe brachte jetzt das Ergebnis: Sommer 1618. Das heißt unser Heimathaus ist sagenhafte runde 400 Jahre alt.
Damit hatte Bürgermeister Stober nicht gerechnet, als er beim Abendspaziergang zufällig entdeckte, dass das Fachwerkhaus am Ankerberg 8 zum Verkauf steht und dem Gemeinderat die verwaltungsseitige Empfehlung zum Kauf vorlegte. Der Gemeinderat hat in 2012 für den Ankauf gestimmt und trotz angespannter Finanzlage Mittel genehmigt, um das historische Gebäude zu einem Museum herzurichten. Nur mit Unterstützung der Kulturstiftung der Sparkasse, der Heimatortsgemeinschaft Siwatz, örtlicher Firmen und vor allem der sehr engagierten ehrenamtlichen Helferschar war es möglich noch im Jubiläumsjahr des Ortsteils Eggenstein aus dem Heimathaus in so kurzer Zeit ein Museum zu machen, welches der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Dass mit der Herrichtung des Hauptgebäudes ein Meilenstein der Ortsgeschichte vollzogen wird, war jedem klar. Aber die Dimension dieses geschichtlichen Unterfangens überrascht denn doch.
Beim Hoffest zur Einweihung ging es feucht-fröhlich zu. Zuerst gab es punktgenau zur Ansprache des Bürgermeisters einen heftigen Regenguss, was dazu führte, dass sich die Gäste sehr schnell sehr nah kamen, als sie unter den Zelten und Schirmen zusammenrückten. Dann strahlten die Sonne, die Verantwortlichen, die Helfer und die Gäste um die Wette angesichts dieses tollen Gebäudes mit seiner liebevollen Einrichtung. „So schön hatte ich es mir nicht vorgestellt, trotz hoher Erwartung“ meinte eine Besucherin nach der fachkundigen Führung durch Wolfgang Knobloch. Bei beschwingter Musik der Altrheinmusikanten, gut gewürztem Kesselgulasch und Paprikawürsten der Heimatortsgemeinschaft Siwatz feierten die Gäste ein denkwürdiges Fest.
Schwerpunkte der Ausstellung sind zum einen die Ortsgeschichte von der Frühgeschichte bis zur Neuzeit und zum anderen die Themen Auswanderung, Ansiedlung und Integration der Heimatvertriebenen und das Thema Migration. In der Scheune mit der größten Ausstellungsfläche werden vor allem historische Handwerke und Gewerbe thematisiert. Der Gemeinderat hatte dem Nutzungskonzept zugestimmt, welches unser fachkundiger ehrenamtlicher Museumsleiter Wolfgang Knobloch erarbeitet hat.
Aufgrund begrenzter Mittel wurde
die Herrichtung des Areals auf drei Jahre verteilt. Zum Jubiläum wurde planmäßig das
Hauptgebäude im Erdgeschoss und Obergeschoss fertig. Ohne umfangreiches
ehrenamtliches Engagement wäre dies nicht zu schaffen gewesen. Der Spitzboden kann
leider aus brandschutztechnischen Gründen nicht für die Öffentlichkeit freigegeben
werden. Im Nebengebäude ist eine „Notunterkunft“ wie in Kriegszeiten
eingerichtet. Das Dach der Scheune musste sofort neu gedeckt werden. Es war undicht. Der
etwas aufwendigere Ausbau der Scheune erfolgte zum Schluss vor der Umgestaltung des Außenbereichs. Hier mustes die
Treppe verlegt werden, um eine größere Ausstellungsfläche zu gewinnen.
"Fleißiger Helfer krank, Wasserhahn im
Nebengebäude tropft, Wasser steht in der Waschküche, Heizofen defekt“ – eine
Herausforderung nach der anderen hielt das Heimathaus-Team auf Trab und noch so einige drum herum.
Der Dielenboden wurde in den Ausstellungsräumen des Erd- und Obergeschosses vom
Hauptgebäude
verlegt. Anschließend konnten die Maße für die
großen
raumhohen Ausstellungsvitrinen genommen
werden, welche die Firma Linder & Aulenbach maßanfertigte und die von der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe gefördert wurden.
Zu Weihnachten gab es einen weiteren „Geldsegen“. Die ortsansässige IT-Firma 3iMedia hat 1.500 € fürs Heimathaus gespendet. Geschäftsführer Jürgen Ludwig meint: „Das Heimathaus liegt uns am Herzen“. Damit steht er nicht alleine.
Sehr viel Herzblut fließt in das historische Gebäude. Hoffen wir, dass es nach der Einweihung genauso viele Besucher anzieht, wie das Heimatmuseum in Leopoldshafen. Das ist Ansporn, Motivation und Bestätigung für alle Engagierten.
Gemeindeverwaltung Eggenstein-Leopoldshafen
Friedrichstraße 32 • 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
Tel: 0721 97886-0 • Fax: 0721 97886-23 • E-Mail: info@egg-leo.de
Öffnungszeiten (tel. voranmelden):
Mo - Fr 8.00-12.30 Uhr
Do 14.00-18.00 Uhr
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